Schmerzen in der Hüfte – akut oder chronisch?
Das Hüftgelenk ist nach dem Kniegelenk das zweitgrößte Gelenk des menschlichen Körpers, es besteht auf beiden Seiten aus dem Kopf des Oberschenkelknochens und der Hüftpfanne. Es ist ein Kugelgelenk und ermöglicht Bewegungen des Beines in sämtliche Richtungen.
Im Hüftgelenk sind Becken und Oberschenkelknochen miteinander verbunden, durch starke Bänder werden sie stabilisiert. Der sogenannte hyaline Knorpel, eine sehr glatte Knorpelschicht, ermöglicht eine schmerzfreie und ungestörte Beweglichkeit des Gelenkes.
Da das Hüftgelenk mit den zugehörigen Muskeln, Sehnen, Nerven und Schleimbeutel an sehr vielen Bewegungsphasen beteiligt ist und schwer zu tragen hat, treten dort besonders häufig Fehlbelastungs- und Abnutzungserscheinungen auf.
In manchen Fällen führen auch angeborene Gelenkfehlbildungen zu Hüftschmerzen.
Arthrose
Der Begriff Arthrose bezeichnet ein verschlissenes Gelenk. Im Englischsprachigen wird dieses Stadium als Osteoarthritis, also als Knochen- und Gelenkentzündung bezeichnet – eine Beschreibung, die den Sachverhalt genauer trifft, als der im Deutschen verwendete Terminus Arthrose. Er drückt einen entzündlichen Prozess aus: die Entzündung ist Ursache der Beschwerden. Die Entwicklung eines zerstörten Gelenkes ohne erklärbaren Grund, wird als idiopathische Arthrose bezeichnet. In 80 % der Fälle kann kein eindeutiger Grund für die Zerstörung des Hüftgelenkes ausgemacht werden. In den letzten Jahren wurde eine mechanische Ursache der Arthrose erkannt, nämlich das sogenannte Hüft-Impingement – heute neben der angeborenen Hüftdysplasie und den entzündlichen Erkrankungen die bekannteste Ursache.
Einklemmungserscheinungen/Impingement
Beim sogenannten Impingement-Syndrom liegt eine Verengung zwischen der Hüftpfanne und dem Hüftkopf vor. Man geht von zwei Grundprinzipien des Impingement-Syndroms aus: Bei ersterem weist der Schenkelhals eine Fehlbildung auf, die dazu führt, dass der Gelenkkopf und die Hüftpfanne aufeinander stoßen. Da diese Fehlbildung dem runden Gelenkkopf eine abnorme Form verleiht, die sich dann bei Beugung wie eine Nockenwelle in die Gelenkpfanne einkeilt, wird dies als Nockenwelle (englisch cam-impingement) bezeichnet.
Beim zweiten Impingement-Syndrom liegt eine zu weit umfassende Hüftpfanne vor, die den Hüftkopf und den Schenkelhals wie eine Beißzange (englisch pincer) umgreift und damit die Bewegung einschränkt.
Bei beiden Symptomen kann die Hüfte zwar in einem eingeschränkten Radius schmerz- und schadenfrei bewegt werden, bringt man jedoch das Gelenk in eine extreme Stellung, führt dies zu Schmerzen und Schädigung des Gelenkknorpels – die Grundlage für die Entwicklung einer Arthrose.
Hüftkopfnekrose
Bei der Hüftkopfnekrose stirbt der Hüftkopf ab, meist aufgrund von nicht eindeutig klärbaren Ursachen. Ist die Hüftkopfnekrose fortgeschritten und dadurch die knöcherne Struktur des Kopfes geschwächt, kommt es zum Einbrechen des Gelenkknorpels und zur Entstehung der Arthrose. Wird die Hüftkopfnekrose rechtzeitig erkannt, kann eine gelenkerhaltende Operation die Hüfte vor einer Hüftprothese bewahren.
Hüftdysplasie
Die Ursache für eine sogenannte Hüftdysplasie liegt in einer Hüftreifestörung, die sich gegen Ende der Schwangerschaft eingestellt hat. Die Hüftgelenkstrukturen werden initial als knorpelige Strukturen angelegt, die in den ersten Lebensmonaten verknöchern. Die knorpeligen Gelenkstrukturen sind beim Säugling noch weich und formbar. Mit Zunahme der körperlichen Aktivität führt die Muskelanspannung der unreifen Hüfte zu einer Verformung des Gelenks, die sich im fortgeschrittenen Alter – meist zwischen 30 und 40 – mit einer Arthrose bemerkbar macht. Wird die Hüftreifestörung im Säuglingsalter erkannt, kann eine Hüftdysplasie vermieden werden. Mit der Einführung der Säuglingssonographie der Säuglingshüfte nach Graf, wird sie heutzutage in der Regel rechtzeitig erkannt und durch eine Abspreitzbehandlung (z. B. breites Wickeln) behandelt.
Bildergalerie Hüftgelenk
Viele Erkrankungen der Hüfte lassen sich erfolgreich mit konservativen und komplementärmedizinischen Maßnahmen behandeln, die wir Ihnen gerne bei uns in der Praxis aufzeigen. Um Sie langfristig von Ihren Beschwerden zu befreien, sind eine differenzierte Untersuchung der Hüfte und eine detaillierte Anamnese relevant. Häufig werden Hüftschmerzen fälschlich als Beschwerden anderer Organen interpretiert, so etwa als Leistenbruch, chronische ISG Blockade, Trochanter Bursitis oder Lumbago. Gerade mit dem Ultraschall können wir Veränderungen am Hüftgelenk, am Knorpel, an der Dichtungslippe, dem sogenannten labrum acetabulare, sowie Gelenkablagerungen und Formstörungen nachweisen.
Zur Erarbeitung eines auf Sie zugeschnittenen Therapiekonzepts gehen wir mit Hilfe unserer diagnostischen Methoden gemeinsam den Ursachen für die Beschwerden auf den Grund.
Diagnostische Methoden
Die Computertomographie, kurz CT, ist ein bildgebendes Verfahren in der Radiologie. Ein Computer errechnet hier Schnittbilder aus den Absorptionswerten der durch den Körper tretenden Röntgenstrahlen. Die Auflösung der einzelnen Bilder ist sehr hoch und veranschaulicht vor allem knöcherne Strukturen. Der Nachteil liegt in der relativ hohen Strahlenbelastung für den Patienten, so dass die Indikation jeweils kritisch gestellt werden muss. Als eine neue Entwicklung in der Computertomographie ist die sogenannte Dual Energy CT Scan Technik zu erwähnen. Hier erfolgt die Bildgebung mittels zweier unterschiedlicher Röntgenstrahlen.
Damit lässt sich gerade bei Endoprothesen eine bessere Auskunft über deren Stabilität geben. Auch stoffwechselbedingte Veränderungen können so eindeutig nachgewiesen werden.
In den letzten Jahren hat sich neben der B-Bild- Diagnostik auch die Dopplersonographie entwickelt. Dieses Verfahren kann mit dem sogenannten Power Doppler leichte Blutflüsse in Geweben nachweisen. Durch die Farbkodierung wird die Richtung des Blutstroms mit Hilfe unterschiedlicher Farben sichtbar gemacht.
Vor allen Dingen entzündlichen Erkrankungen, wie Rheuma oder reumatoide, also Rheuma ähnliche Erkrankungen, sowie durch eine Reizungen, wie sie nach einem Unfall auftreten können, werden hier sichtbar .
Der gesteigerte regionale Blutfluss wird als Hypervaskularität bezeichnet und ist ein Indikator für den Grad einer Entzündung.
Die Kapillarmikroskopie ist ein anerkanntes und etabliertes Verfahren zur Diagnostik rheumatischer Erkrankungen. Mithilfe eines speziellen Mikroskops machen wir so die kleinsten Gefäße an der Oberfläche, die sogenannten Kapillarschlingen, im Nagelbett sichtbar. Bei chronisch entzündlichen Erkrankungen lassen sich so Veränderungen der Anzahl der Blutgefäße nachweisen.
Die Kernspintomographie wird vor allem herangezogen, wenn es darum geht, komplexe Weichteil-und Knochenveränderungen nachzuweisen. Auch entzündliche Vorgänge oder Verletzungen mit Flüssigkeitsansammlungen in den Gelenken können damit aufgedeckt werden.
Die kernspintomographische Untersuchung basiert auf einem starken Magnetfeld, das in der engen Untersuchungsröhre vorliegt. Die Untersuchung dauert meist über 30 Minuten und wird aufgrund der lauten Geräusche durch die Spulen als unangenehm empfunden. Gerade zum Nachweis von Bandscheibenveränderung ist die Kernspintomographie das Mittel der Wahl.
Bei der Knochenszintigraphie spritzen wir dem Patienten ein kurz wirksames, schwach radioaktives Medikament. Das Medikament lagert sich vornehmlich dort ein, wo ein gesteigerter Knochenstoffwechsel vorliegt. Mittels spezieller Detektoren, den sogenannten Gamma Kameras, lässt sich die Aktivität der Knocheneinlagerung dokumentieren.
Bei Bedarf bieten wir Röntgen, Computertomographie, Kernspin und Knochenszintigraphie in Kooperation mit der radiologischen Praxis in Unterhaching an.
Schwarz-Weiß-Ultraschall (s-w-Ultraschall), auch B-Bild-Ultraschall genannt, gehörte in den vergangenen Jahrzehnten zu den wichtigsten Formen der Geräte basierten Diagnostik. Das Schwarz-Weiß-Bild zeigt die unterschiedliche Echogenität von Geweben an, das heißt, wie die Schwingungen an einer bestimmten Stelle im Körper zurückgeworfen werden. Die Auflösung der modernen Geräte liegt bei 0,1 mm. Damit lassen sich geringe Veränderung von Sehnenstrukturen, Knorpel und Gelenkoberflächen sowie Flüssigkeitsansammlungen und Zysten diagnostizieren. Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist, dass die Gelenksonographie auch eine Funktions- und Bewegungsanalyse der Gelenke erlaubt. Muskeln und Gelenke lassen sich so live in Bewegung und völlig schmerzfrei untersuchen.
Die klassische Röntgendiagnostik bildet knöcherne Strukturen ab. Eine wichtige Röntgen- Aufnahmetechnik ist die Funktionsaufnahme der Wirbelsäule.
Sie wird dabei in Beugung und Rückneigung aufgenommen. Hier weisen wir Instabilitäten und Auffälligkeiten anhand der sogenannten Vakuumphänomene nach.
Die Thermographie ist ein bildgebendes Verfahren, mit dem die Oberflächentemperatur von Objekten zur Diagnostik von Krankheiten angezeigt wird. Sie kommt seit vielen Jahren in der Medizin zum Tragen. Sie hat in den letzten Jahren aufgrund einer gesteigerten Dokumentation an Bedeutung gewonnen. Eine Wärmebildkamera wandelt dabei die für das menschliche Auge unsichtbare Infrarotstrahlung in elektrische Signale um. Daraus entsteht ein Bild in Falschfarben. Viele Krankheiten gehen mit Temperaturveränderung der betroffenen Körperpartien einher, so beispielsweise Entzündungen. Überschüssige Wärme wird durch das Hautgefäßsystem wieder an die Umwelt abgegeben. Mittels Thermographie können wir Rückschlüsse auf mögliche Erkrankungen der darunterliegenden Organe ziehen. Neben der dermatologischen Thermographie kommt auch die vegetative Funktionsthermographie zum Einsatz. Die Wärmebildkamera kann einen Temperaturunterschied von Grad 0,1 °C nachweisen.
Die 3D-Wirbelsäulenvermessung hat sich in den letzten Jahren auch in der Jugend-Orthopädie etabliert. Das strahlungsfreie Verfahren ermöglicht es, Verkrümmungen in der Wirbelsäule aufzudecken und den Verlauf zu protokollieren. Gerade bei jungen Patientinnen, die eine Skoliose der Wirbelsäule entwickeln haben, kann der Verlauf der Skoliosetherapie veranschaulicht werden, ohne diese regelmäßig der Belastung durch Röntgen auszusetzen.
Mit der Fußdruckanalyse können wir mittels Computertechnik die verschiedenen Belastungszonen am Fuß im Stand sowie bei Bewegung grafisch darstellen. Damit können wir Schwächen und Probleme mit Fehlbelastungen und Fehlstellungen erkennen und Vorsorge treffen: wenn nötig versorgen wir Sie mit Hilfsmitteln wie etwa Einlagen oder Maßschuhen.
Bei der Knochendichtemessung kontrollieren wir den Mineralsalzgehalt der Knochen, der über Zustand und Stabilität. Auskunft gibt. Erste Anzeichen für das Vorliegen einer Osteoporose lassen sich damit erkennen.
In unserer Praxis kommt ein hochmodernes diagnostisches Verfahren der Orthopädie und Sportmedizin zur Anwendung: die computergestützte Analyse des Bewegungsablaufes. Im sogenannten Ganglabor messen wir Ihren Bewegungsablauf und können so möglichen Beschwerden auf den Grund gehen. Die Auswertung des Bewegungsmusters deckt auch okkulte Störungen auf. Mehr...